Kanzleidirektor Daniel Spadin beleuchtet, wie der Kanton Graubünden digital transformiert.
Im März erscheint das CMI Magazin als Print- und Onlineversion. Lesen Sie hier den zweiten Vorausartikel aus unserem neusten Kundenmagazin. Viel Vergnügen!
Sechs Fragen an Daniel Spadin
Bild: Daniel Spadin, Kanzleidirektor Kanton Graubünden
Was ist das Ziel der digitalen Transformation Graubündens?
“Die Einführung der E-Government-Strategie 2019 – 2023 am 1. Januar 2019 war der Startschuss für eine systematische und professionelle E-Government-Politik im Kanton Graubünden. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte der Kanton zwar verschiedene Digitalisierungsvorhaben geplant und umgesetzt. Die Aktivitäten waren jedoch nicht gesamtkantonal koordiniert und auf ein übergeordnetes Ziel ausgerichtet. Erst mit der E-Government-Strategie haben die Aktivitäten Graubündens im E-Government-Bereich eine klare Struktur und eine Systematik erhalten.
Das Hauptziel der digitalen Transformation ist die sukzessive Digitalisierung wichtiger kantonaler Dienstleistungen. Die Bürgerinnen und Bürger sollen die Möglichkeit erhalten, jederzeit und von überall her kantonale Leistungen in Anspruch nehmen zu können. Ein weiteres zentrales Ziel der kantonalen Digitalisierungsbemühungen ist die digitale Abwicklung von verwaltungsinternen Geschäften und die Vereinfachung von Prozessen.”
Wie setzen Sie die digitale Transformation konkret um?
“Seit Beginn der E-Government-Strategie sind verschiedene Digitalisierungsvorhaben lanciert und vorangetrieben worden. Derzeit befinden sich über drei Dutzend Projekte in Planung oder Umsetzung, die in den kommenden Jahren schrittweise der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. Darunter befinden sich Projekte in den Bereichen Steuern, Strassenverkehrsamt, Baubewilligungsverfahren, Sozialdienst, Stipendien, Ausländerbewilligungen oder auch Einbürgerungen. Eine zentrale Komponente bildet dabei das sogenannte «ePortal», auf dem die künftigen digitalen Leistungen für Bevölkerung und Wirtschaft angeboten werden. Das ePortal, das voraussichtlich in diesem Jahr in Betrieb genommen wird, vereinfacht den Austausch zwischen dem Kanton Graubünden und den Bürgerinnen und Bürger sowie den Unternehmen wesentlich und gestaltet ihn orts- und zeitunabhängiger.
Erst kürzlich hat die Kantonsregierung die Strategie der digitalen Verwaltung für die Jahre 2024 bis 2028 verabschiedet. Mit der Einführung und Umsetzung der neuen Digitalisierungsstrategie strebt Graubünden eine deutliche Intensivierung der Aktivitäten sowie eine spür- und sichtbare Beschleunigung der digitalen Transformation an. Dazu sollen in den nächsten Jahren schrittweise die für eine beschleunigte Digitalisierung notwendigen personellen und finanziellen Ressourcen geschaffen und die Anstrengungen im Bereitstellen von digitalen Angeboten intensiviert werden.”
Welche Rolle spielt darin die CMI Lösungsplattform?
“Eines der strategischen Ziele der Regierung bildet die papierarme Verwaltung, d.h. innerhalb der Verwaltung soll die papierarme und digitale Abwicklung von Geschäften der Normalfall sein. Standardisierte und nach Möglichkeit automatisierte, medienbruchfreie Prozesse, aber auch zentral verfügbare Informationen tragen dazu bei, dass Mehrspurigkeiten vermieden und Geschäfte effizienter abgewickelt werden. CMI ist im Kanton Graubünden im Bereich der Geschäftsverwaltung (GEVER) die Standardlösung. Wir betreiben ein sogenanntes CMI-Kompetenzzentrum, das die Departemente und Dienststellen bei der Digitalisierung ihrer Prozesse unterstützt.”
Welchen Nutzen bietet Ihnen die CMI-Lösung?
“CMI ermöglicht es, dienstellenintern – aber auch amts- und departementsübergreifend – Prozesse durchgehend digital und medienbruchfrei zu gestalten. Die durchgängige Digitalisierung der Prozesse mittels CMI zwischen Parlament, Regierung und Verwaltung im Bereich der Vorstösse (Anfragen, Aufträge, Fragestunde) ermöglichten beispielsweise nicht nur eine effizientere Bearbeitung in allen Phasen, sondern auch eine deutlich übersichtlichere Publikation der Geschäfte im Internet (Ratsinformationssystem) ohne Daten mehrfach erfassen zu müssen.”
Wie laufen die Projekte und die Zusammenarbeit mit CMI?
“Die Zusammenarbeit mit CMI gestaltet sich sehr konstruktiv und partnerschaftlich. Die Projektmitarbeitenden von CMI zeigen sich äusserst engagiert und bemühen sich um eine rasche und unkomplizierte Lösung. Wir haben zudem die Erfahrung gemacht, dass CMI grossen Wert darauf legt, Anregungen und Wünsche unsererseits entgegenzunehmen und diese nach Möglichkeit entsprechend umzusetzen.”
Ist die Digitalisierung für Sie ein Herzensprojekt?
“Die Digitalisierung ist ein Gebot der Stunde. Bevölkerung, Wirtschaft und Politik erwarten, dass auch staatliche Dienstleistungen und Informationen rund um die Uhr elektronisch zur Verfügung stehen. Sie sollen einfach zu nutzen sein und effizient erbracht werden sowie alle Beteiligten administrativ entlasten. Ich teile diese Forderungen vollumfänglich. In meiner Funktion als Leiter der Standeskanzlei versuche ich, die Digitalisierung der Verwaltung aktiv voranzutreiben. Allerdings darf auch nicht verschwiegen werden, dass Digitalisierungsvorhaben sehr komplex sein können und dass bei sensiblen Daten der öffentlichen Verwaltung der Datenschutz und die Sicherheit höchste Priorität haben müssen – hier gilt für mich das Credo: Sicherheit vor Tempo.
Auf eidgenössischer Ebene vertrete ich zusammen mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Kantonen die Anliegen der Schweizerischen Staatsschreiberkonferenz in der «Digitalen Verwaltung Schweiz (DVS)». Die DVS ist eine tripartite* Organisation, welche die Digitalisierungsaktivitäten von Bund, Kantonen und Gemeinden koordiniert und die digitale Transformation zwischen und innerhalb der drei Staatsebenen fördert.”
*Tripatition = dreiteilig, hier für die Ebenen Bund, Kanton und Gemeinde?
Herr Spadin, herzlichen Dank für das Interview.
Im CMI Magazin zu diesem Thema weiterlesen
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Wo stehen Sie aktuell in der Digitalisierung Ihres Unternehmens? Welche Ziele haben Sie sich gesteckt und wo liegen die Herausforderungen? Danke für Ihren Kommentar.